Homologie vs. Analogie
Stammesgeschichte als Homologieforschung
Evolutionsforschung unterteilt sich in die Untersuchungsgebiete von
- Ursachen des Evolutionsvorgangs
- Verwandtschaftsbeziehungen zwischen Lebewesen
Homologien im Bau von Lebewesen
Als Homologie werden Strukturen bezeichnet, denen gleichartige genetische Informationen zugrunde liegen (Bsp.: fünfgliedrige Vorderextremitäten als Hände beim Menschen und Grabwerkzeug beim Maulwurf).
Unter Analogie sind hingegen Strukturen mit ähnlicher Funktion zu verzeichnen, die jedoch auf unterschiedlichem Bauplan basieren und von unterschiedlichen Genen codiert sind (Bsp.: Flügel beim Flugsaurier, Flügel“hand“ bei der Fledermaus; Grabbein beim Maulwurf, Grabbein bei der Maulwurfsgrille).
Merke
homolog -> gleicher Bauplan analog -> gleiche Funktion
Brückentiere
Brückentiere sind Lebewesen mit strukturellen Übergangsformen und vereinigen damit Merkmale verschiedener Klassen der Wirbeltiere.
Merke
Brückentier = Lebwesen, das Merkmale verschiedener Klassen vereinigt
o Archaeopteryx: Merkmale von Vögeln und Reptilien (-> siehe auch Linktipp)
o Ichthyostega: Merkmale von Fischen und Amphibien
Als zeitgemäßes Brückentier ist das Kloakentier anzuführen, welches Eigenschaften sowohl von Reptilien als auch von Säugetieren aufweist. Es besitzt nur eine Körperöffnung zur Entleerung von Darm und Harnblase, legt Eier und ist mit Milchdrüsen sowie Fell ausgestattet.
Homologie von Organen
Diese ist nach folgenden Kriterien zu beurteilen:
- Lage: Homologie vorhanden bei gleicher Anzahl und Lage von Organen und bei einem gemeinsamen Grundbauplan (z.B. Vorderextremitäten von Wirbeltieren)
- Spezifische Qualität von Strukturen: Komplexe Strukturen gelten als homolog, wenn sie in zahlreichen Einzelheiten spezieller Merkmale übereinstimmen (Hautschuppe Haifisch, Säugerzähne)
- Stetigkeit: Homolog vorhanden, wenn verschiedene Strukturen durch Zwischenformen gestaltlich verbunden werden können.
- Korrelationsregel: Sind bestimmte Organe homolog bei Lebewesen, sind es meist auch Mechanismen wie Kreislauf, Atmung sowie Metabolismusstrukturen.
Analogie
Merke
Keine Verwandtschaft → gleiche Funktion, aber völlig anderer Bauplan!
Exemplarisch lässt sich eine Analogie zwischen Kartoffeln und Dahlien bzgl. ihrer Speicherorgane anführen. In beiden Fällen handelt es sich dabei um eine Knollenstruktur, wobei die Kartoffel diese aus ihrer Sprosse bildet, während sie bei der Dahlie aus Wurzelgewebe aufgebaut wird. Die Aufgabe der Knollen ist jedoch identisch: Speicherung von Reservestoffen!
- Konvergenz: Analoge Organe werden einander unter vergleichbarem Selektionsdruck im Aufbau sehr ähnlich.
- Organrudimente: Noch immer vorhandene Merkmale ehemaliger Organe (Weiteres Argument für Abstammungszusammenhänge)
- Bsp. Mensch: Muskulatur Ohrenbewegung, Segmentierte Bauchmuskeln, Eckzähne, Weisheitszähne, Nickhaut am Auge, Wurmfortsatz, Steißbein, Körperbehaarung
- Atavismus: Im Rahmen einer Rückentwicklung wird ein rudimentäres Merkmal stark ausgebildet.
- Bsp. Menschen: Steißbeinverlängerung,
- Bsp. Pferd: Zehenknochen
- Bsp. Tulpen: grüne Blüten
Homologien in der Ontogenese - biochemische und molekulare Homologien
Haeckels biogenetische Regel besagt sinngemäß: „Die Entwicklung eines Einzelwesens (Ontogenese) ist die kurze Wiederholung seiner Stammesentwicklung.“
Homologien von Genen
Alle Lebewesen besitzen als Grundbaustein die aus Aminosäuren aufgebaute DNA. Weisen die DNA bzw. Proteinsequenzen verschiedener Organismen Ähnlichkeiten auf, so spricht man von zueinander homologen Genen. Der Vergleich eines bestimmten Gens verschiedener Lebewesen dient der Erstellung eines Stammbaums.
Homologie von Parasiten
Verschiedene Tierarten können über die sogenannte Wirtsspezifität eine Homologie zueinander aufweisen. Haben sie nahe verwandte Parasiten, gehen sie vermutlich auf eine gemeinsame Stammform zurück:
- Bsp.: Herpes beim Menschen und Menschenaffen
- Bsp.: Kopflaus beim Mensch und Menschenaffen
Bildung neuer Gene
Die Neubildung eines Gens geschieht über das sogenannte Crossing-over im Rahmen der meiotischen Prophase I. Dabei überkreuzen sich zwei Chromatiden (je eines von jedem Elternteil stammend), sodass ein neues, vollständiges Chromosom entsteht.