Lernen - ein komplexer Vorgang
Lernen kann allgemein beschrieben werden als eine Veränderung im Verhalten infolge individueller Erfahrung.
Merke
Lernen ist ein komplexer Vorgang. Ein Leben lang gewinnen wir Erfahrungen, passen unser Verhalten immer wieder auf neue Situationen an. Das ist Lernen! Dieses Verhalten kann genetisch programmiert oder komplett neu erlernt sein. Dementsprechend erfolgt eine Einteilung:
angeborenes und erlerntes Verhalten
- Bsp.: erlernen einer Sprache
- Sprechfähigkeit ist angeboren
- sprechen von Sprachen bedarf aber Umweltbedingungen (Zweisprachigkeit durch Auslandaufenthalt, Schule...)
Angeborene Verhaltensweisen treten nicht unmittelbar nach Geburt auf, sondern z.B. erst wenn die Bedingungen stimmen.
Beispiel
Verhaltensweisen im Bereich Fortpflanzung beginnen während und nach der Pubertät (Hormonspiegel abhängig)
Prägung
Die Prägung ist ein Lernvorgang, der dem Erwerb sozialer Verhaltensweisen dient. Die Prägung dient der arteigenen Kommunikation.
Beispiel
Küken akzeptiert Ball als Mutter in sensibler Phase (Nachfolgeprägung)
Was passiert in der Prägungsphase?
Prägung findet in einer ganz bestimmten Zeitspanne statt. Diese sensible Lebensphase ist sehr früh und bei verschiedenen Tierarten sehr unterschiedlich.
-> Bei Gänsen sehr kurz nach dem Schlüpfen aus dem Ei, beim Menschen über mehrere Jahre (erste Lebensmonate bis ca. 2 Jahre?)
Die Phase der Prägung wird ebenso als sensible Phase bezeichnet. In der sensiblen Phase erlerntes wurde besonders schnell und effektiv erlernt. Die Prägung beeinflusst das Verhalten auf Lebenszeit.
Beispiel
Finkenmännchen wurden während der sensiblen Phase mit Weibchen der eigenen Art umgeben bzw. mit Weibchen einer nahe verwandten Art.-> Die Finkenmännchen aus der zweiten Gruppe bevorzugen die „artfremden" Weibchen deutlich! (sexuelle Prägung)
Auf welchen Reiz bzw. welche Prägung die einzelnen Lebewesen reagieren ist sehr unterschiedlich. So ist es bei der Gans eine Kombination aus Lauten und Bewegung, beim Menschen die akustische Prägung durch die Stimme der Mutter/der Eltern.
Merke
Prägung = arteigene Kommunikation und soziale Verhaltensweisen erlernen
Nicht assoziatives Lernen
Die Reaktion auf einen willkürlichen Außenreiz nimmt ab. So wird z.B. eine Katze durch lautes Trommeln beim Fressen unterbrochen. Anfänglich unterbricht sie die Futteraufnahme, wenn das Baby trommelt. Dieses Verhalten wird aber nicht weitergeführt da das ungewöhnliche Geräusch (Trommellärm) nichts mit ihrer Aktion des Fressens zu tun hat. Es taucht auch auf, wenn sich die Katze putzt oder wenn sie schläft (oder dies versucht).
Es tritt ein Gewöhnungsprozess (Habituation) ein.
Merke
nicht assoziativ: willkürlicher Außenreiz - Gewöhnung/Habituation
assoziatives Lernen
Beim assoziativen Lernen wird nun ein neutraler Reiz mit einem zweiten Reiz gekoppelt. Dieser zweite Reiz beinhaltet eine Belohnung oder Bestrafung.
- gezieltes verbinden eines neutralen Reizes (z.B. Glocke) mit weiterem Reiz (z.B. der Futtergabe)
- zweiter Reiz ist Belohnung oder Bestrafung
Klassische Konditionierung
Pawlowscher Hund
Verknüpfung des neutralen Reizes "Glocke läuten" mit dem Belohnungsreiz "Futtergabe". Diese Konditionierung führt dazu, dass die Reaktion "Speichelbildung", die bei der Futtergabe erzeugt wird nun auch bei bloßem Läuten der Glocke erfolgt.
Diese Konditionierung kann man z.B. in der Fischzucht einsetzen.
Wer einen Goldfisch zu Hause hat, kann dies direkt als verhaltensbiologisches Experiment umsetzen!

Merke
Klassische Konditionierung:
gezielte Kopplung des neutralen Reizes mit einem zweiten Reiz (=Belohnung/Bestrafung)
= assoziativ
Operante Konditionierung
Thorndike
Experiment mit Katzen, die in enge Boxen eingesperrt sind, sich aber durch die Betätigung des richtigen Hebels selbst befreien können und so zum „Belohnungsfutter" gelangen.
Skinner-Boxen
Skinner-Boxen werden zur Untersuchung komplexer Lernvorgänge eingesetzt.
Varianten: einfache und mehrteilige Skinner-Boxen
Die Skinner-Box: Die Maus als Versuchstier kann durch Drücken eines Hebels (Wirkreaktion) Futter beschaffen. Die erhaltene Belohnung in Form von Futter oder Wasser erfolgt nur unter bestimmten experimentellen Bedingungen, die das Versuchstier lernen muss.
Die Box ist gegen Störgeräusche von außen isoliert, das Experiment kann via Kamera aufgenommen werden. Das Verhalten des Versuchstieres wird so kontinuierlich beobachtet. Mithilfe dieser Apparatur wurde die operante Konditionierung untersucht.
Merke
Lernen durch Belohnung ist wesentlich effektiver als Lernen durch Bestrafung.
Die operante Konditionierung unterscheidet sich von der klassischen Konditionierung dadurch, dass im ersten Fall das Versuchstier selbst bestimmen kann welche Kombinationen oder welche Wirkung es durch eine bestimmte Handlungsweise hervorruft. Bei der klassischen Konditionierung ist die Reizkombination vorgegeben.
Merke
operante Konditionierung: Versuchstier lernt durch eigenes Handeln (Belohnungsreiz)