Gewässergüte
Bei der Untersuchung von Gewässern (dies gilt für Fließgewässer genauso wie für stehende Gewässer) ist es wichtig, nicht nur die physikalisch-chemischen Parameter, sondern ein Gesamtbild des Gewässers zu erfassen. Daher werden neben den zu messenden Größen auch der Lebensraum an sich und die räumliche Struktur des Gewässers mit berücksichtigt.
Um die Qualität des Gewässers zu erfassen bedient man sich verschiedenen Methoden deren Parameter später in den Gewässergüteklassen zusammengefasst werden. Bestimmte Untersuchungen wie etwa die Bestimmung der Trophiestufen lassen sich nur auf das System eines stehenden Gewässers anwenden, wohingegen die biologische Artenanalyse (Saprobienindex) vorwiegend in Fließgewässer stattfindet.
Lebenswelt und räumliche Struktur des Gewässers
Der erste Eindruck zählt auch bei der Gewässeruntersuchung:
- Wie sieht der See aus, wie riecht es am Wasser?
- Welche Farbe hat das Wasser?
- Hat es die letzten Tage stark geregnet oder seit Wochen überhaupt nicht mehr?
- Was fällt auf?
Diese ersten Eindrücke stimmen sehr oft mit den später gemessenen Daten überein.
Ein weiterer wesentlicher Aspekt: zu welcher Jahreszeit wird gemessen?
Im Frühjahr und Sommer ist die Vegetation in vollem Wachstum, wohingegen in Herbst und Winter weniger oder kaum Pflanzenwachstum zu erwarten ist.
Methode: Bioindikatoren
Bioindikatoren oder Zeigerorganismen stellen eine äußerst wichtige Möglichkeit dar, die Umwelt zu untersuchen. Bestimmte Organismen wachsen nur, wenn abiotische Umweltfaktoren in ganz bestimmten Konzentrationen vorherrschen. Salzliebende Pflanzen sind hier ein einfaches Beispiel.
Da die Prüfung der Wasserqualität hauptsächlich auf Zeigerorganismen beruht, die im Saprobienindex notiert werden, folgt ein kleiner Ausflug in die Prüfung der Wasserqualität!
Um die Wasserqualität von aquatischen Ökosystemen zu beurteilen, werden Parameter wie z.B. pH-Wert und Sauerstoffgehalt herangezogen. Zunächst aber einige wesentliche Begrifflichkeiten und die Einteilungen nach unterschiedlichen Nährstoffmengen im aquatischen Ökosystem:
Merke
oligotroph - mesotroph - eutroph - polytroph
Nährstoffmengen im See
- Ein sehr nährstoffarmer See (z.B. Gebirgssee) wird als oligotroph (oligo = wenig) bezeichnet. Diese Seen sind in der Regel sehr tief. Es gibt aufgrund der geringen Nährstoffmenge wenige Produzenten, die jedoch unterschiedlichsten Arten angehören. Die Sichttiefe ist sehr ausgeprägt und zeigt eine geringe Flächenausbreitung - das Wasser erscheint klar. Verlandungsprozesse sind kaum zu erkennen. Oligotroph entspricht der Trophiestufe I.
- Mesotropher Nährstoffgehalt (meso = mittel, Trophiestufe II): Mesotrophe Seen bilden den Übergang zwischen oligotroph und eutroph. Diese Seen sind in der Regel sehr tief, aber in ihrer Ausbreitung weiter als der oligotrophe See, sodass Sonnenlicht auch in die tieferen Wasserschichten vordringen kann. Hier finden sich mehr Nährstoffe, folglich auch mehr Primärproduzenten. Die Sichttiefe ist immer noch sehr gut, Verlandungsprozesse finden nur mäßig statt. Die Artenvielfalt nimmt etwas ab, die Individuenanzahl hingegen zu.
- Eutropher Nährstoffgehalt (Trophiestufe III) im See bedeutet: hoher Nährstoffgehalt (in der Regel Phosphat), mithin eine große Menge an Primärproduzenten. Der eutrophe See ist im Verhältnis zum oligotrophen und mesotrophen See eher flach und weit in der Flächenausdehnung. Die Sichttiefe nimmt deutlich ab, der Abbau organischer Stoffe (abgestorbene Lebewesen, Exkremente ...) funktioniert nicht mehr so gut wie unter geringeren Nährstoffbedingungen. Verlandungsprozesse sind eindeutig zu erkennen. Der Artenreichtum nimmt weiter ab, die Individuenanzahl der einzelnen Arten noch mehr zu.
- Polytropher Nährstoffgehalt (poly = viel, oder im Falle des stehenden Gewässers See „zu viel“): Polytrophe Seen sind sehr flach, Verlandungsprozesse sind deutlich zu sehen. Die Nährstofffülle ist übermäßig, demzufolge findet sich eine hohe Primärproduktion, die viele Konsumenten nach sich zieht. Die Sichttiefe ist gering und der Abbau organischer Stoffe nicht mehr gewährleistet.
Übersichtstabelle: Nährstoffgehalt im See und ihr Einfluss auf Primärproduktion
(Daten aus http://www.myss.de/science/oekologie/oekosysteme.html) und Bernd Hagemann: Bedeutung der Vegetation für die Trophiedifferenzierung von Stillgewässern. Darstellung am Beispiel des Naturschutzgebietes "Heiliges Meer" (Kreis Steinfurt/NRW) Dissertation Universität Hannover, Fachbereich Biologie. Hannover 2000 entnommen) n.d. = not determined = nicht gemessen
oligotroph | mesotroph | eutroph | polytroph | |
Nährstoffe | + | ++ | +++ | ++++ |
Primärproduktion | + | ++ | +++ | ++++ |
Sichttiefe | ++++ | +++ | ++ | + |
Abbau organischer Stoffe | ++++ | +++ | ++ | + |
Verlandungs- prozesse | + | ++ | +++ | ++++ |
Artenreichtum | ++++ | +++ | ++ | + |
Individuenanzahl | + | ++ | +++ | ++++ |
Sauerstoffgehalt in mg/l | 8 | 6 - 8 | 24 | n.d. |
BSB2 in mg/l | 0,5 | 1,1 - 2,2 | 4 - 7 | n.d. |
CSB in mg/l | 1 - 2 | 8 - 9 | 20 - 65 | n.d. |
Bakterienanzahl pro ml | < 100 | ~ 10.000 | ~100.000 | >>100.000 |