Verwandtschaftsselektion und Gesamtfitness
Welchem Selektionsprozess unterliegt das Individuum einer Gruppe?
Jedes Lebewesen enthält Gene, die in dieser Kombination einmalig sind. Nach „außen“ wird dies am individuellen Phänotyp deutlich.
Dieser Phänotyp und nun in Betrachtung seiner Verhaltensweisen stellt den Ansatzpunkt für einen Auswahl- oder Selektionsprozess dar.
Beim Prinzip der Verwandtenselektion hängt die Gesamtfitness eines Gens von zwei Komponenten ab:
- an der Eignung in einem Individuum selbst
- an der Verbreitung über Verwandte
Auf dieser Annahme basierend, werden sich Verhaltensweisen durchsetzen, die Verbreitung und Eignung der Gene nicht nur für das Individuum, sondern auch für dessen Verwandte/Lebensgemeinschaft maximiert.
Bei naher Verwandtschaft (Eltern/Kinder/Geschwister untereinander) ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die Individuen Träger gleicher Gene sind. So bringen altruistische (nichtegoistische) Verhaltensweisen gegenüber Verwandten durchaus auch die Verbreitung der eigenen Gene mit sich…
Verwandtschaftsselektion
Bsp. kleines Leberegel
- altruistisches Verhalten des Leberegels im Ameisenhirn
- rettet Fortbestand seiner Art indem es selbst zu Grunde geht
- => erhöht damit die Gesamtfitness
Gesamtfitness
rB – C > 0
r = Verwandtschaftsbeziehung (also z.B. Eltern – Kind r = 0,5);
C: Fitness-Verlust der Altruisten (Kosten)
B: Fitness-Gewinn der Vorteilsnehmer (Nutzen)
Geschlechterbeziehung und Paarungssysteme
- Monogam
- Polygam
- Polyandrie
- Spermienkonkurrenz
Kooperation und Konkurrenz
Soziale Verbände
o individualisierte Verbände
- Wolfsrudel
o anonymisierte Verbände
- Fischschwarm
Ziel dieser Verbände: Schutz vor Räubern, bessere Aufzuchtmöglichkeiten für Jungtiere
altruistisches Verhalten
- uneigennützig
- Bsp.: einige Mitglieder der Gemeinschaft verzichten auf eigene Nachkommen um bei der Brutpflege der vorhandenen Nachkommen mitzuhelfen
- Bsp.: Wächterfunktion: selbst stark gefährdet, Gruppe aber durch Wächter geschützt
Ziel: gesichertes Überleben der meisten Individuen dieser Population, im Zweifelsfall: Opfer des Wächters
aggressives Verhalten (-> direkte Fitness)
- Kindstötung
- Imponieren/Demutshaltung
- wider Kindchenschema und Arterhaltung
Ziel: Vorrangstellung in der Rangordnung sichern. Fortpflanzungsstrategie: Weitergabe der eigenen Gene wird gesichert.
Rangordnung
- Hackordnung
- Herausfordern junge Gruppenmitglieder/alte
- Rangverbesserung durch Paarbindung
Beispiel
Alpha-Männchen; Alpha-Tier (Wolf); Ranghöchstes Huhn; Leitaffe. Leitstute
Revier
- Gebiet zum Leben und Nahrungssichern
- Einzelrevier/Gruppenrevier
- zu wenig Lebensraum schafft gruppendynamische Probleme
Ziel: sichern Lebensraum
Kommunikation
o chemisch
- Pheromone
o visuell/optisch
- Mimik, Gestik
- Luciferin -> Lichtsignal der Glühwürmchen
o sprachlich/akustisch
- "Gesang der Buckelwale"
- Sprache, Laute
o elektrische Signale
- elektische Fische
Beispiel
Eine sehr interessante Verhaltensweise zeigen mexikanische Spatzen. Diese nutzen zum Nestbau Zigarettenkippen. Diese Kippen sind leicht zu sammelndes Nistmaterial, ohne Zweifel! Neben der Energieersparnis beim Sammeln des Baumaterials für das Nest gibt es noch einen zweiten interessanten Nutzen.
Nikotin ist ein Gift. Parasiten werden von dem Nikotin im Tabak abgetötet. Die Nutzung des neuen Nistmaterials führt zu weniger Parasitenbefall in der Spatzenpopulation.