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Eine Gedichtanalyse schreiben

Analyse und Interpretation schreiben / Texte analysieren, erschließen und interpretieren / Gedichte – Analyse und Interpretation

Du weißt nun, was bei einer Analyse zu tun ist, wie du eine Analyse vorbereiten kannst und welche Tipps dir helfen, Fehler zu vermeiden. Dann geht's jetzt los mit der knallharten Textarbeit: 

Die Einleitung einer Gedichtanalyse

Mit der Einleitung beginnt deine Gedichtanalyse. Die wichtigen Informationen findest du im und rund um den Text. 

Methode

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In der Einleitung nennst du den Titel des Gedichts, den Autor, das Erscheinungsjahr, eventuell die Epoche, die Gedichtart, das Thema und formulierst eine Deutungshypothese

Mit diesen Informationen führst du den Leser in das Gedicht ein. Aber was ist eigentlich eine Deutungshypothese

Merke

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Mit der Deutungshypothese beschreibst du am Anfang deiner Analyse kurz, was die grundsätzliche Aussage des Gedichts sein könnte. 

Wie der Begriff der Hypothese bereits verrät, handelt es sich lediglich um eine Vermutung. Am Ende deiner Analyse kannst du deine Deutungshypothese widerrufen oder erweitern. 

Wie könnte nun ein Einleitungssatz konkret formuliert werden? Hier ein Beispiel: 

Beispiel

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Das Gedicht/Sonett/...  von (Autor) aus dem Jahr (Erscheinungsjahr) fällt in die Epoche (Epoche) und behandelt (Thema). Mit seinem Gedicht möchte der Autor vermutlich...(Deutungshypothese).

Natürlich kannst du den Einleitungssatz auch ganz anders formulieren, er muss lediglich die wichtigsten Informationen enthalten. 

Weiter geht's mit dem Hauptteil

Der Hauptteil einer Gedichtanalyse

Nun geht's daran, dich dem Text mit seiner formalen Gestaltung zuzuwenden. 

Fasse das Gedicht strophenweise zusammen

Der Leser deiner Analyse hat das Gedicht nicht vorliegen. Daher solltest du den Inhalt des Gedichts zunächst strophenweise zusammenfassen. Das kann sich beispielweise so anhören:

Beispiel

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In der ersten Strophe des Gedichts beschreibt der Autor...

In der zweiten Strophe geht es um...

Die dritte Strophe stellt einen inhaltlichen Bruch dar, indem...

Dir fallen sicher noch viele weitere Formulierungen ein. Versuche für die Zusammenfassung deine eigenen Worte zu finden und nur das Wichtigste aufzuführen. 

Beschreibe den formalen Aufbau des Gedichts 

Nachdem du den Inhalt knapp zusammen gefasst hast, beschreibst du nun den Aufbau des Gedichts

Methode

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  • Gedichtart
  • Strophen und Verse
  • Metrum und Kadenz 
  • Reimschema und Reimart 

Auch dieser Aspekt darf recht knapp, aber vollständig, ausfallen. 

Beispiel

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Das Gedicht/Sonett... besteht aus (Strophen) mit jeweils (Versanzahl). In der ersten Strophe findet man einen (Metrum) mit (Kadenzen) am Ende. Das Reimschema ist durchgängig/in der ersten Strophe (Reimschema)/ Das Gedicht besteht nicht aus Reimen...

Du hast das Gedicht vollständig beschrieben? Weiter gehts!

Untersuche die Gestaltung des Gedichts - Analyseaspekte 

Jetzt geht's so richtig an die Arbeit. Du analysierst das Gedicht und gehst dabei in die Tiefe. Dabei empfiehlt es sich, strophenweise vorzugehen, obwohl wiederkehrende Wortfelder natürlich strophenübergreifend betrachtet werden müssen. 

An einigen Aspekten kannst du dich langhangeln, damit du nicht wahllos in der Gegend herumsuchst: 

Lassen sich Wortfelder ausfindig machen?

Vielleicht fällt dir auf, dass sich die verwendeten Worte einem oder mehreren Wortfeldern zugeordnet werden können, die jeweils eine bestimmte Stimmung hervorrufen können. So wird dir vermutlich in einem Barockgedicht auffallen, dass eine eher düstere Stimmung durch ein bestimmtes Wortfeld hervorgerufen wird. 

Sind rhetorische Mittel vorhanden?

Das besondere an Gedichten ist oftmal die verdichtete Verwendung sprachlicher Bilder, die es bei der Analyse zu entschlüsseln gilt. Schau im Text nach rhetorischen Mittelnbennene und deute sie. 

Spircht ein lyrisches Ich?

Der Autor und das lyrische Ich dürfen auf keinen Fall verwechselt werden. Spricht jemand im Gedicht, so handelt es sich dabei nicht um den Autor, sondern das lyrische Ich. Der Autor erfindet ein lyrisches Ich und lässt dieses im Gedicht sprechen. Also fühlt/spricht/denkt nicht der Autor, sondern das lyrische Ich. 

Hängen formale und inhaltliche Gestaltung zusammen? 

Behalte immer im Hinterkopf, dass der Autor sein Gedicht sehr gewissenhaft konzipiert. Daher hat er meist mit der formalen und inhaltlichen Gestaltung etwas Bestimmtes im Sinn. Beispielsweise kann sich das Reimschema an einer ganz bestimmten Stelle im Text verändern, um einen inhaltlichen Bruch zu unterstreichen. Oder das Metrum verändert sich, wenn im Inhalt etwas ausgedrückt werden soll (beispielsweise Schnelligkeit usw.). Form und Inhalt stehen meist in einem Zusammenhang

Gibt es Motive, die immer wieder auftauchen?

Meist lassen sich Motive ausfindig machen, die immer wieder im Gedicht vorkommen. 

Überschrift und Inhalt?

Hängen Überschrift und Inhalt des Gedichts zusammen? Taucht die Überschrift wohlmöglich im Gedicht noch einmal auf? Verrät die Überschrift bereits, worum es in dem Gedicht geht oder spiegelt sie das Thema wieder? All das sind Fragen, die du dir bei der Überschrift stellen kannst. 

Du siehst, es gibt eine Menge an Aspekten, auf die du in Gedichten achten kannst. 

Das Interpretieren nicht vergessen

Analyse und Interpretation klar voneinander zu trennen ist meistens schwer, aber das kannst du in der Regel selbst entscheiden. Entweder, du analysierst erst komplett und interpretierst dann oder du gehst von Aspekt zu Aspekt durch und interpretierst dann direkt.

Bei der Interpretation geht es letztlich um Folgendes:

Methode

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Was bewirken die Aspekte, die ich bei der Analyse herausgefunden habe? Was bedeuten sie für den Text? Was will der Autor mit ihnen deutlich machen?

Konkret kann das im Text dann so aussehen: 

Beispiel

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  • Mit der Metapher in Vers xx verdeutlicht der Autor, dass...
  • Die Traurigkeit des lyrischen Ichs wird mit den verwendeten Verben und Adjektiven unterstützt...
  • In Vers xx ändert sich der Rhytmus, was den inhaltlichen Bruch verdeutlicht...
  • Die Stimmung des lyrischen Ichs wird zum Ende hin fröhlicher, was durch xx hervorgehoben wird...

Ein häufiger Fehler ist es, lediglich die Besonderheiten wie beispielsweise sprachliche Mittel zu nennen, dabei aber die Wirkung außer Acht zu lassen. 

Der Schluss einer Gedichtanalyse

Mit dem Schluss rundest du deine Gedichtanalyse ab. Hier fasst du deine Ergebnisse noch einmal zusammen: 

Methode

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Zusammenfassung der Analyseergebnisse, Intention des Autors, Einordnung in die Epoche, Deutungshypothese aufnehmen, möglicher Adressat des Gedichts, persönliche Wertung

Zwei Begriffe sollten wir noch einmal klären: 

Kontextualisierung

Du hast das Gedicht eventuell bereits in der Einleitung in eine Epoche eingeordnet. Darauf solltest du noch einmal näher eingehen. Finden sich zentrale Gedanken und Merkmale dieser Epoche im Text wieder? Dabei musst du nicht alles, was du über eine Epoche weißt, lang und breit beschreiben, sondern die Epoche auf das Gedicht anweden

Deutungshypothese

Du hast bereits eine Deutungshypothese aufgestellt. Nach der ausführlichen Betrachtung des Textes kannst du diese bestätigen, erweitern oder zurücknehmen und erneuern. Wenn du dich am Anfang geirrt hast, ist das überhaupt nicht schlimm, denn wenn du deine These neu aufstellst und deutlich machst, dass du falsch lagst, zeigst du, dass du dich ausführlich mit dem Text befasst hast. 

Puh, geschafft, du hast deine Gedichtanalyse fertiggestellt. 

Hier noch einmal ein kurzer Überblick:

Methode

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Einleitungssatz: 

  • Titel, Autor, Thema, Textsorte, Erscheinungsjahr, (Epoche), Deutungshypothese

Hauptteil: 

  • Inhaltsangabe
  • Aufbau 
  • Gestaltung des Gedichts analysieren und interpretieren (Wortfelder, rhetorische Mittel, lyrisches Ich, Zusammenhang formale und inhaltliche Gestaltung, Motive, Zusammenhang Inhalt - Titel) 

Schluss:

  • Zusammenfassung Analyseergebnisse
  • Intention des Autors
  • Einordnung in eine Epoche
  • Deutungshypothese aufnehmen
  • Adressat 

Wenn du die genannten Aspekte in einem Schreibplan festgehalten hast, kannst du sie in Ruhe in einem Text ausformulieren. Viel Spaß beim Lernen!