Der Chandos-Brief
Der Chandos-Brief wird dir vermutlich im Rahmen deines Deutschunterrichts bereits begegnet sein. Daher wollen wir ihn dir auch in diesem Abiturkurs kurz vorstellen.
Allgemeines zum Chandos-Brief
Der Prosatext „Ein Brief" von dem österreichischen Schriftsteller Hugo von Hofmannsthal wurde 1902 veröffentlicht.
Hinweis
Der Brief wird auch „Brief des Lord Chandos an Francis Bacon" oder einfach „Chandos-Brief" genannt.
Obwohl der Brief schon alt ist, stellt er weiterhin ein wichtiges literarisches Werk dar.
In seinem Schreiben, das Hugo von Hofmansthal auf das Jahr 1603 datiert, wendet sich der fiktive Phillip Lord Chandos an seinen Mentor Francis Bacon, einen Naturwissenschaftler und Philosophen. Lord Chandos beschreibt in dem Brief seine Krise aufgrund der Unzulänglichkeiten, die er in der Sprache sieht.
Merke
Zentrale Themen des Chandos-Briefs sind die Kritik an der Sprache und die Suche nach neuen Ausdrucksformen.
Der Brief markiert die Veränderungen des künstlerischen Schaffens um die Jahrhundertwende. Indem Hugo von Hofmannsthal bezweifelt, dass die Wirklichkeit objektiv fassbar und mit Sprache abgebildet werden kann, reiht er sich in Überlegungen ein, die typisch für die Autoren der Jahrhundertwende sind. Im Folgenden werden wir etwas genauer auf den Inhalt eingehen:
Inhalt des Chandos-Briefs
Lord Chandos gilt als junges Genie und blickt in dem Brief auf seine früheren Werke zurück, bezweifelt aber nun, dass er noch der Mensch ist, der er zum Zeitpunkt des Verfassens der Briefe war.
Er beschreibt den Verlust der Fähigkeit, über etwas zusammenhängend denken oder sprechen zu können, denn die Einheit zwischen Kunst und Natur sowie Körper und Seele und letztlich auch zwischen Sprache und Empfindung sei verloren gegangen.
Die Details der Welt könnten ebenfalls nicht mehr in Worte gefasst werden, sodass es Lord Chandos nicht mehr gelingt, die Welt durch Worte zu ordnen.
Dagegen erleben seine Empfindungen einen Aufschwung, obschon die Sprache diese nicht mehr angemessen erfassen kann.
Lösung dafür ist, nach Innen eine Sprache zu finden, um diese Dinge auszudrücken.
Da er keine Sprache besitzt, in der er weiterhin schreiben kann und es keine Worte gibt, die seine inneren Empfindungen beschreiben, gibt er das Schreiben letztlich auf.
Einordnung des Chandos-Briefes
Als der Chandos-Brief veröffentlicht wurde, war Hofmannsthal erst 28 Jahre alt, sodass sich hier deutliche Parallelen zu der fiktiven Figur des Lord Chandos ergeben. Demnach konnte auch Hofmannsthal auf ein früheres Werk zurückblicken, dessen Ruf ihm seitdem immer vorauseilte.
Letztlich gilt der Chandos-Brief als wichtiges Dokument der modernen Literatur und der Sprachkritik, die in ihr geäußert wird.
Damit hast du einige Informationen zum Chandos-Brief erhalten. Darauf aufbauend kannst du dich dann in der Vorbereitung auf das Abitur tiefergehend mit ihm beschäftigen. Wichtig ist es letztlich, diesen Brief und seine Kernaussagen als berühmtes Werk zur Sprachkritik im Hinterkopf zu behalten.