Klassisches und episches Theater
Wir unterscheiden zwischen einer klassischen Form des Dramas nach Aristoteles und einer epischen Form des Dramas nach Bertold Brecht. Im Abitur werden diese Formen nicht abgefragt, aber es kann sinnvoll sein, an geeigneter Stelle zu nennen, um welche Dramenart es sich handelt und ihre Merkmale in Beziehung zur Analyse zu setzen. Um beide Formen wird es im Folgenden gehen:
Die Klassische Form des Dramas nach Aristoteles
Das klassische Drama wird in der Antike von Aristoteles geprägt. Berühmte Werke sind:
Beispiel
- Emilia Galotti, Nathan der Weise (Lessing)
- Wilhelm Tell, Maria Stuart (Schiller)
Das klassische Drama zeichnet sich durch folgende Merkmale aus:
Aufbau
Das klassische Drama folgt einem strengen Aufbau und wird in Akte und Szenen eingeteilt.
Handlung und Spannung
Die Spannung im klassischen Drama wird auf den Ausgang der Handlung gelegt. Die Handlung wird am Ende abgeschlossen.
Zeit und Raum
Im klassischen Drama sind Zeit und Raum einheitlich. Es gibt nur eine Haupthandlung, die sich an einem Schauplatz abspielt und innherhalb eines kurzen Zeitraumes stattfindet, z.B. an einem Tag.
Publikum und Bühnengeschehen
Das Publikum wird im klassischen Drama nicht mit einbezogen, sodass nur die Schauspieler auf der Bühne miteinander interagieren. Ziel des klassischen Dramas ist es, dass sich das Publikum mit dem Helden identifiziert und es sich in die Handlung hineinversetzt.
Episches Theater nach Bertold Brecht
Dem klassischen Drama steht das epische Theater gegenüber. Hierzu gehören beispielsweise:
Beispiel
- Andorra (Frisch)
- Die heilige Johanna der Schlachthöfe (Brecht)
Das epische Theater zeichnet sich durch folgende Merkmale aus:
Aufbau
Im Gegensatz zu den festen Regeln des aristotelischen Dramas finden wir im epischen Theater eine lockere Szenen-oder Bilderfolge. Die Handlung kann durch Lieder, einen Erzähler usw. unterbrochen werden.
Handlung und Spannung
Die Spannung im epischen Theater ist nicht auf den Ausgang ausgerichtet, sondern bereits auf den Gang der Handlung. Außerdem muss die Handlung nicht abgeschlossen sein, sondern kann in einem offenen Ende abbrechen. Das Publikum soll über das offene Ende hinaus das Dargestellte kritisch reflektieren und gesellschaftliche Verhältnisse hinterfragen.
Zeit und Raum
Die Einheit von Zeit und Raum ist für das aristotelische Drama prägend. Im epischen Theater wird aber auf die Einheit verzichtet. Hier gibt es verschiedene Schauplätze oder Zeitsprünge. Außerdem kann es demnach auch mehr als einen Konflikt innerhalb des Dramas geben.
Publikum und Bühnengeschehen
Wichtiges Ziel des artistotelischen Dramas ist die Identifikation des Publikums mit dem Helden. Anders wird im epischen Theater das Gegenteil angestrebt. Man soll sich nicht in die Handlung hineinversetzen sondern eine kritische Distanz zum Bühnengeschehen einnehmen.
Damit hast du in knapper Form die wichtigsten Merkmale beider Dramenformen gelernt. Diese kannst du dann an geeigneter Stelle in deine Analyse mit einbeziehen.