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Le romantisme (XIXe siècle)

Entwicklung des französischen Theaters (Développement du théâtre francais)

La mélancolie, le pessimisme et le mal du siècle

Der Epochenbegriff Romantik (le romantisme) findet sich in allen europäischen Literaturen wieder. In Deutschland bildet er sich in den ästhetischen Diskussionen um 1800. In Frankreich wird er erstmals von Mme de Staël eingeführt. Ihr Anliegen ist es eine nationale und zugleich gegenwartsorientierte Literatur im Kontrast zur klassizistischen Literaturtradition des 17. und 18. Jahrhunderts aufzuwerten.

Der Gedanke der Nationalität, den die Literatur nach Ansicht von Mme de Staël transportieren solle, begründet bereits den Gegensatz zwischen Klassizismus und Romantik, der die literarischen Diskussionen der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts bestimmt.

Merke

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Die Romantik wird als Orientierung begriffen, die den Erfahrungen der nachrevolutionären Gegenwart Rechnung trägt.

(Zur Erinnerung: 1789 fand die Französische Revolution statt. Sie führte u. a. dazu, dass sich ein neues Verständnis von Öffentlichkeit (le public) und öffentlicher Meinung (l'opinion publique) entwickelte. Es entstehen neue literarische Orte wie Salons, literarische Zirkel und die politische Presse und Zeitungen.)

Stendhal schrieb in seinem Pamphlet "Racine et Shakespeare" (1823-25): "Le romanticisme est l'art de présenter aux peuples les œuvres littéraires qui, en l'état actuel de leurs habitudes et de leurs croyances, sont susceptibles (geeignet sein) de leur donner le plus de plaisir possible. Le classicisme, au contraire, leur présente la littérature qui donnait le plus grand plaisir à leurs arrière-grands-pères."

Als Befreiung der Literatur aus den Zwängen der klassizistischen Dichtungslehre wird die Romantik in dieser Diskussion zum libéralisme en littérature, wie es Victor Hugo, einer der bedeutensten französischen Romantiker, in seinem Drama Hernani 1830 festhielt. In dem Vorwort zu seinem Drama Cromwell (1827) ruft er aus diesem Grund zu einer literarischen Revolution gegen das ancien régime littéraire auf.

Beispiel

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Cromwell (1827) - Victor Hugo

Hernani (1830) - Victor Hugo

La mélancholie et le pessimisme

Die Grundthemen der Romantik sind Gefühl, Leidenschaft, Individualität und individuelles Erleben sowie Seele, vor allem die gequälte Seele. Sie sind zurückzuführen auf die individuelle Orientierungslosigkeit, die aus den Erfahrungen der Revolution hervorging. Explizit wird diese unter dem Begriff des mal du siècle zusammengefasst. Er wird zur Allegorie für die Erfahrung der Sinnleere augrund des Leidens an der historischen Vergangenheit.

Beispiel

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Chatterton (1835) - Alfred de Vigny

Victor Hugo - Le poète national

Gerade durch Hugos Kritik am Klassizismus, die er in den Vorworten zu Cromwell und Hernani propagierte, gewann Hugo an immenser Bedeutung für französische Romantikbewegung.

Victor Hugo
Victor Hugo

Im Vorwort zu Cromwell setzt Hugo gegen die klassizistische Idealisierung die Forderung, alle Bereiche der Wirklichkeit müssten Gegenstand literarischer Gestaltung werden: "Tout ce qui est dans la nature est dans l'art. [...] Au nom de la liberté de l'art, les unités de temps et de lieu sont balayées; pour rendre le réel dans sa complexité, on mélange le grotesque et le sublime."

Die Kategorie des grotesque umfasst insbesondere die Darstellung der gesellschaftlichen Realität, also auch der Darstellung des Volkes. Damit wird auch gleichzeitig eine Ästhetik des Hässlichen begründet, die die Realität in all seiner Abscheulichkeit präsentieren soll.

L'art pour l'art

Die bedeutsamste von der Romantik ausgehende literarische Entwicklung der 1830er Jahre ist die Konzeption des l'art pour l'art. Sie beinhaltet die Vorstellung einer autonomen Literatur, die sich jeder gesellschaftlichen Anforderung entzieht. Théophile Gautier war einer der bedeutensten Vertreter des l'art pour l'art.

Merke

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Die Forderung der l'art pour l'art bestand darin, dass Kunst nur sich selbst zum Ziel haben sollte. Kunst genüge sich selbst und dürfe sich keinen äußeren Zwängen unterwerfen. Diese Einstellung entand aus einer allgemeinen Verweigerungshaltung, die durch die sich herausbildende bürgerliche Gesellschafts- sowie Wirtschaftsordnung ab 1830 initiiert wurde.

Auf das Theater der Romantik hatte diese Bewegung allerdings keinen erheblichen Einfluss.