Koevolution
In einem Lebensraum kommt es zu Wechselwirkungen zwischen den Organismen. Dies führt auch zu einer gegenseitigen Beeinflussung der jeweiligen Entwicklung. So wird sich jeder Evolutionsschritt in einer Art auf eine andere Art im Ökosystem auswirken und dort wiederum Anstoß zu einem weiterem Evolutionsschritt geben.
Merke
Koevolution: gleichzeitige Entwicklung von Eigenschaften einer oder mehrerer Arten in Folge einer Abhängigkeit voneinander.
Der Prozess der Koevolution wird oft mit der Roten Königin aus Alice im Wunderland (Lewis Carroll) verglichen. So muss die Königin permanent laufen, um die Welt um sich herum zum Stillstand zu bringen. Mit der Koevolution ist dies ähnlich. Um entwicklungstechnisch Schritt zu halten, müssen sich die Organismen ständig aneinander anpassen.
Beispiel
Charles Darwin und Alfred Russel Wallace beschrieben ein wichtiges Beispiel in Sachen Koevolution: Die Orchidee „Stern von Madagaskar“ besitzt einen über 40 cm langen Sporn. Im unteren Teil dieses Sporns wird Nektar produziert. Um an den süßen Nektar zu gelangen und dabei gleichzeitig die Orchidee zu befruchten, müsse es einen Organismus, wahrscheinlich ein Insekt, geben, das einen solch langen Rüssel hat, den Nektar zu erreichen, postulierte Darwin. Erst viele Jahre später entdeckte man einen Falter, der diese Aufgabe übernimmt: Xanthopan morgani-praedicta. In der Namensgebung verbirgt sich der Hinweis auf Koevolution. Die Orchidee kann nur bestehen wenn Xanthopan sie bestäubt! Der Namenszusatz „praedicta“ (der Vorausgesagte) verdeutlicht die Annahme Darwins, dass ein Insekt in der Natur vorhanden sein muss, das diese Funktion übernehmen kann.
Beispiel
Koevolution anhand einer Räuber-Beute-Beziehung: Je mehr Beutetiere vorhanden sind, desto mehr Räuber finden Nahrung. Die Räuberpopulation nimmt in ihrer Individuenanzahl verschoben zur Population der Beutetiere zu. Die Vernichtung der Beutetiere führt zu einem Sinken der Anzahl der Räuber aufgrund der fehlenden Nahrung. Dies führt zu einem biologischen Gleichgewicht zwischen Räuber und Beutetier, das die Individuenanzahl (bzw. Populationsdichte) der betreffenden Arten in Grenzen hält. Zudem wird das Verhalten von Räuber und Beute im Sinne einer Koevolution immer stärker aufeinander abgestimmt.
Eine weitere Form der Koevolution ist das Zusammenleben von Symbionten. Hier haben sich Organismen soweit aneinander angepasst, dass sie z.B. wie beim Großen Röhrenwurm als Endosymbiont innerhalb der Wirtszelle leben. Gleiches gilt für die Zellorganellen Mitochondrien und Chloroplasten, die ursprünglich ebenfalls Symbionten der eukaryotischen Wirtszelle waren.
Parasitismus ist ebenfalls ein koevolutiver Prozess. Die Anpassung von Parasiten an ihren Wirt ist eine Entwicklung, die permanent fortschreitet. So kann man mithilfe von Parasiten durchaus Homologien zwischen den Parasiten bzw. den jeweiligen Wirten feststellen. Die verschiedenen Tierarten, die nahe verwandte Parasiten haben, gehen offenbar auf eine gemeinsame Stammform zurück!
Beispiel
Beispiel: Herpesviren beim Menschen und Menschenaffen oder Kopf- bzw. Felllaus beim Menschen und Menschenaffen
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