Mosaik-Zyklus-Theorie
Die Mosaik-Zyklus-Theorie oder das Mosaik-Zyklus-Konzept entstammt der Forstwirtschaft. Wälder in Deutschland sind in der Regel Wirtschaftswälder, das heißt, die Flächen, die Sie ggf. beim Sonntagsspaziergang durchwandern, werden zur Erzeugung von Holz eingesetzt.
Das Mosaik-Zyklus-Konzept beruht auf verschiedenen Phasen, wobei
- Verjüngungsphase,
- Optimalphase und
- Zerfallsphase
die wichtigsten darstellen.
Ein Mosaik ist ein aus sehr kleinen Einzelteilen zusammengesetztes großes Gesamtbild. So ist auch ein Ökosystem ein aus vielen Lebewesen, Nischen, Umweltfaktoren u.v.m. zusammengesetztes Gesamtsystem.
Merke
Ein Mosaik ist ein aus sehr kleinen Einzelteilen zusammengesetztes großes Gesamtbild.
Die wiederkehrende Abfolge verschiedener Reifestadien bildet die Grundlage für das Mosaik-Zyklus-Konzept. So kann in einem Wirtschaftswald z.B. eine Teilfläche gerade via Kahlschlag „geerntet“ worden sein. Dies wäre das Ende einer Zerfallsphase. Dieser Rodung folgt die Verjüngungsphase. Neue Bäume werden angepflanzt oder die Samen der nächsten Generation Bäume werden ausgesät. Die Saat geht auf, die Jungbäume wachsen heran und entwickeln sich in Abhängigkeit von den Umweltfaktoren.
Diese Verjüngungsphase geht nach einigen Jahren in die Optimalphase über. Hier findet sich ein dicht gewachsener Wald aus den bekannten Schichten (Moosschicht, Krautschicht, Strauchschicht, 1. und 2. Baumschicht).
Die Reifestadien können auch als Sukzessionsstadien bezeichnet werden. So braucht ein Laubmischwald ca. 80–120 Jahre, bis nach einem Ereignis wie einem Waldbrand ein Klimaxwald erwachsen ist. Die Zerfallsphase wird durch Ausschlagen des Holzes zur Nutzung umgangen.
Merke
Verjüngung, Optimal, Zerfall
Für die Waldwirtschaft wird die Abfolge der Zyklen befolgt; jedoch durchlaufen diese Wirtschaftswälder, wie im Text oben beschrieben, diese Phasen deutlich schneller, als das in einem vom Menschen unberührten Gebiet der Fall wäre.
Neben den drei oben genannten Phasen (Verjüngung, Optimal, Zerfall) haben die Ökologen Remmert und Scherzinger das Mosaik-Zyklus-System in Bezug auf das Ökosystem Wald noch genauer beschrieben. Hier werden neben den zeitlichen Abfolgen auch die typischerweise auftretenden Pflanzen und Tiere benannt.
Ruderalphase
In der Zeit von ca. 0 bis 2 Jahren nach einem Systemzusammenbruch bildet die Ruderalphase den Startpunkt der „Wiederauferstehung“ und Wiederbesiedlung eines Gebiets.
- Vegetation: Gräser, Stauden, Brennnesseln und Brombeer-Sträucher
- Bewuchshöhe bis 2 m, Totholz ist noch deutlicher Bestandteil des ruderalen Systems
- Es finden sich als Indikatorarten beispielsweise Zauneidechsen und Mäusebussard.
Pionierwaldphase
Die Pionierwaldphase folgt der Ruderalphase. Diese nimmt einen Zeitraum von > 10 Jahren (ca. 2 bis 15 Jahre) ein. Wenige Jahre alte Gewächse (Sträucher, Gehölze) sind zu sehen. Der Pionierwald zeigt noch keinen Kronenschluss, die „jungen“ Bäume sind ca. bis 5 m hoch, schnell wachsende Gehölze wie Weiden und Pappeln auch höher. Der Anteil an Totholz ist deutlich zurückgegangen. Als Pionierarten treten Weiden, Pappeln und auch Rotbuchen und Birken auf. Der Wespenbussard ist typisches Tier für diese Wachstumsphase.
- Ruderal- und Pionierphase treten nur nach großflächiger, starker Störung des Gebiets auf (Zusammenbruch).
Dickungsphase
Die Dickungsphase ist mit 60 Jahren fast so lange wie ein Menschenleben. Diese Wachstumsphase zeichnet sich durch den Kronenschluss aus. Die Bäume sind inzwischen gut 10 Meter hoch, Totholz ist nur noch marginal sichtbar. Die Artenzusammensetzung dieser Waldform ist von den Bedingungen des Standorts geprägt.
- Indikatororganismen: Sperber, Haselhuhn
Schlusswaldphase
In der Schlusswaldphase findet sich kaum Totholz. Diesen Wald prägen Bäume mit einer Wuchshöhe von 15–20 Meter! Buntspecht und Sperber sind hier zu Hause. Optimalphase,
Nach ca. 100 Jahren (!) erreicht der nun herangewachsene Wald seinen Idealzustand (für die Forstwirtschaft). Hier werden mengenmäßig die größten Zuwächse erzielt. Die Bäume sind zwischen 20–30 Meter hoch. Das Kronendach ist komplett geschlossen. Der Anteil an totem Holz nimmt wieder leicht zu. Spechtarten, Kauz und Habicht sind in diesem „Optimalwald“ zu finden. Plenterphase
Die Plenterphase wird nach ca. 250 Jahren erreicht und kann weitere 150 Jahre andauern. Bäume sterben, fallen und erhöhen den Anteil des Totholzes. Für die Tierwelt stehen in diesen Waldgebieten Weißrückenspecht, Hohltaube und Trauerschnäpper. Zerfallsphase
Die Zerfallsphase beginnt nach ca. 400 Jahren und kann weitere 150 Jahre andauern. Der Wald wird lückenhaft. Totholz ist nun wieder das prägendste Charakteristikum dieses Waldzustandes. Die Tierwelt allerdings zeigt Vielfalt. Schreiadler, Gartenrotschwänzchen, Kauz und Spechte sind hier zu Hause. Zerfall
Ein Wald, der älter als 550 (bis 600 Jahre) ist, zeigt nur noch wenige stehende Altbäume, viel Totholz, aber ein vielfältiges Tierleben (Bussard, Haselhuhn, Auerhahn ...).
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