Widerstand gegen die deutsche Kolonialherrschaft
Die Herero
Die Bevölkerungsgruppe der Herero, die bis 1904 die größte Bevölkerungsgruppe in Südwestafrika stellte, war am Ende des 19. Jahrhunderts durch eine Viehseuche (Rinderpest) ihrer Lebensgrundlage beraubt. Die als nomadische Viehzüchter lebenden Hereros verloren nicht nur ihr Vieh, sondern leideten auch aufgrund einer Dürre an Hunger. Um ihr Überleben zu sichern mussten viele ihr Land und ihre Viehbestände verkaufen, was sie von Lohnarbeit abhängig machte. Darüber hinaus begannen die deutschen Kolonialherren sie ab 1901 in Reservate zu drängen und das Land an weiße Siedler zu verpachten. Am 11. Januar 1904 erhoben sich die von Hunger und Verzweiflung getriebenen Herero und griffen deutsche Farmen und militärische Stützpunkte an. Bei diesen Übergriffen töteten sie 123 Menschen. Der deutsche Gouverneur Theodor Leutwein versuchte die Lage durch Verhandlungen unter Kontrolle zu bringen. Dies entsprach aber nicht den Vorstellungen des Deutschen Reiches: Es wollte die Herero bedingungslos unterwerfen. Dazu wurde Leutwein abgesetzt und der Generalleutnant Lothar von Trotha mit 15 000 Marinesoldaten in die Region geschickt. Bei der sogenannten Waterbergschlacht am 11. August 1904 besiegte von Trotha die Herero. Die Überlebenden flohen in die Halbwüste. Am 2. Oktober erließ von Trotha den "Vernichtungsbefehl". Jedem Herero, der nicht das Land verließ, drohte der Tod. Bei der Flucht durch die wasserlose Wüste verdursteten viele Hereros und nur ein klener Teil der Fliehenden (ca 1500) kam lebend in Britisch-Betschuanaland, dem heutigen Botswana, an. Im Dezember 1904 wurde der Vernichtungsbefehl aufgehoben. Die vielen Kriegsgefangenen Herero mussten in Internierungslagern Zwangsarbeit leisten oder wurden deportiert. Mehr als die Hälfte der Gefangenen starb in den Lagern oder in den Landstrichen, in die sie deportiert wurden. Insgesamt überlebten von den 80 000 Herero rund 16 000.
Hinweis
Im Jahr 1995 klagten die Hereros gegen die Bundesrepublik Deutschland. Sie fordern Schadensersatz für Kriegsverbrechen, die bis in die Milliardenhöhe gehen. Diese Klage scheiterte aber wegen mangelnder Antragsberechtigung am Gerichtshof in Den Haag. Im Jahr 2011 stellten die Herero einen Antrag auf die Rückführung von rund 3000 menschlichen Schädeln, die zu "Forschungszwecken" während der Kolonialzeit nach Deutschland gebracht wurden und heutzutage vor allem in Universitäten lagern.
Die Nama
Die Nama, die lange die deutsche Kolonialmacht unterstützt hatten, erhoben sich im Oktober 1904. Über ein Jahr lang führten sie einen Guerilla-Krieg, ehe sie im November 1905 aufgaben. In den Auseinandersetzungen von 1904 und 1905 starben etwa 1800 deutsche Soldaten, ca. drei viertel der Herero und die Hälfte der Nama (insgesamt ca. 60 000 bis 80 000 Menschen).
Der Maji-Maji-Krieg
Auch im Maji-Maji-Krieg in Deutsch-Ostafrika leisteten aufständische Afrikaner Widerstand gegen die deutsche Kolonialmacht. Der Konflikt zog sich von 1905 bis 1907 hin. Der Zorn der Aufständischen richtete sich gegen die aufgezwungene Arbeitspflicht und Steuerlast. Die deutschen Truppen wandten die Strategie der "verbrannten Erde" an. Das heißt, sie verbrannten und vernichteten die Dörfer, Nahrungsvorräte und Felder der Bevölkerung, um den Widerstand zu brechen. Die Folge waren zwischen 75 000 und 300 000 tote Afrikaner, die an Hunger oder im Kampf gestorben waren. Ganze Landstriche waren im Jahr 1907 entvölkert.
Die beschriebenen Aufstände sind die verlustreichsten. Es gab aber noch weitere, zum Beispiel den Boxeraufstand in China im Jahr 1900.
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