β-Zerfall
Genau genommen muss man beim $\beta$-Zerfall eine Fallunterscheidung machen. Denn es gibt 2 Arten des $\beta$-Zerfalls:
- $\beta^{-}$-Zerfall
- $\beta^{+}$-Zerfall
Hauptsächlich wird uns der $\beta^{-}$-Zerfall begegnen. Daher beschäftigen wir uns intensiver mit diesem Zerfall.
$\beta^{-}$-Zerfall
Man findet den $\beta^{-}$-Zerfall zum Beispiel in Kernen vor, die über sehr viele Neutronen verfügen. Dabei wandelt sich ein Neutron $n$ in ein Proton $p$ um. Aufgrund fundamentaler Erhaltungssätze werden bei der ablaufenden Reaktion noch andere Teilchen emittiert.
Folgende Teilchen lassen sich identifizieren:
- Proton $p$
- Elektron $e^{-}$ (wird aus dem Kern emittiert)
- Elektron-Antineutrino $\bar \nu_e$ (wird auch emittiert)
Die entsprechende Reaktionsgleichung für den $\beta^{-}$-Zerfall ist:
$^A_ZX \rightarrow ^A_{Z+1}Y + ^0_{-1}\beta + \bar \nu_e$
Dabei gilt $^0_{-1}\beta=e^{-}$
Merke
Beim $\beta^{-}$-Zerfall entsteht ein Kern, dessen Massenzahl $A$ gleich ist der Massenzahl des Ausgangsnuklids. Die Kernladungszahl $Z$ erhöht sich um 1.
Beispiel
Ein Kohlenstoffkern (C-14) zerfällt durch $\beta$-Zerfall in einen Stickstoffkern (N-14):
$^{14}_6 C \rightarrow ^{14}_{7} N + ^0_{-1} \beta + \bar \nu_e$
Man sieht dabei, dass die Massenzahl gleich bleibt und die Ladungszahl um 1 steigt.
Häufig wird auch eine verkürzte Schreibweise benutzt:
$^{14}_6 C \rightarrow ^{14}_{7} N + \beta$
Interpretation & Erklärungen
1. Die Aussendung eines Elektrons bei der Umwandlung eines Neutrons in ein Proton ist mit dem Ladungserhaltungssatz vereinbar:
Summe aller Ladungen (linke Seite)
= Summe aller Ladungen (rechte Seite)
Es folgt dann daraus, dass das (Anti)-Neutrino die Ladung Null haben muss.
2. Mit Hilfe des Energie-und Impulssatzes kann man auch verstehen, warum ein weiteres Teilchen wie das Antineutrino existieren muss:
Bei der Reaktion zeigt sich im Experiment eine kontinuierliche Energieverteilung der emittierten Elektronen. Das bedeutet, dass Elektronen mit allen möglichen Energien emittiert werden. Würde man die Annahme machen, dass der $\beta$-Zerfall ein 2-Teilchenzerfall ist, dann wäre die Energieverteilung der Elektronen diskret. Dies kann man mit dem Energie- und Impulserhaltungssatz direkt rechnerisch verifizieren. Für einen 3-Teilchenzerfall hingegen würde sich nach dem Energie-und Impulserhaltungssatz eine kontinuierliche Energieverteilung einstellen. Daher muss es ein solches Teilchen wie das Antineutrino geben.
Qualitative physikalische Eigenschaften der $\beta$-Strahlung
- Ionisationsvermögen: Niedriger als bei $\alpha$-Strahlung. Ca. 1% des Ionisationsvermögens von $\alpha$-Strahlung.
- Reichweite: Bis zu ca. 1m (in Luft). Ergibt sich aus dem geringen Ionisationsvermögen.
- Durchdringungsvermögen in Materie: $\beta$-Strahlung lässt sich durch leichte Metallplatten (z.B. Aluminium) abschirmen.
- Ablenkung in Magnetfeldern: Es gibt eine starke Ablenkung in Magnetfeldern.
- Energiespektrum: Die Elektronen weisen ein kontinuierliches Spektrum auf. Es kommen also alle möglichen Energien vor.
Für fortgeschrittene Kursteilnehmer sei hier noch eine Bemerkung zum $\beta^{+}$-Zerfall gegeben.
Ergänzung- $\beta^{+}$-Zerfall
Es kann insbesondere bei Kernen mit einem Protonenüberschuss dazu kommen, dass sich Protonen in Neutronen umwandeln.
Die Reaktionsgleichung des $\beta^{+}$-Zerfalls ist:
$^A_Z X \rightarrow ^A_{Z-1} X + ^0_{+1} e^{+} + \nu_e$
Die emittierten Teilchen bei der Reaktion sind
- das Positron $e^{+}$
- das Elektron-Neutrino $\nu_e$
Das Positron ist das Antiteilchen zum Elektron. Es besitzt die gleiche Masse wie das Elektron, aber ist entgegengesetzt geladen.
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