Die Ära Helmut Kohl bis zur Wende
Nachdem das Misstrauensvotum geglückt war, beschlossen CDU/CSU und FDP einen neuen Haushalt. Da es aufgrund fehlender Legitimation, wie es die FDP nannte, aber Schwierigkeiten gab, entschied sich die Schwarz-Gelbe Koalition zu Neuwahlen. Diese waren nur möglich, wenn Helmut Kohl bei der Vertrauensfrage keine Mehrheit bekam, diese bekam er wie verabredet nicht. Bundespräsident Karl Carstens, der zuvor Walter Scheel abgelöst hatte, erlaubte die Auflösung des Bundestages und sicherte so den Weg zu Neuwahlen.
Die CDU/CSU holte das beste Ergebnis ihrer Geschichte und Kohl konnte, trotz deutlicher Verluste der ihres Koalitionspartners FDP, Kanzler der BRD bleiben. In der Außenpolitik setzte er die Aufrüstung fort, die durch die NATO beschlossen wurde. Im Zuge der Flick-Affäre entkam Kohl nur knapp einem Verfahren wegen Falschaussage, da er nicht wahrheitsgetreu zu den Spenden Flicks aussagte. Im Januar 1984 sprach er vor der Knesset, dem Parlament Israels und betonte das freundschaftliche Verhältnis der beiden Staaten. Im September 1984 trafen sich Helmut Kohl und Francois Mitterand, der damalige französische Staatspräsident, in Verdun. An diesem historisch wichtigen Ort, wurde die deutsch-französische Freundschaft durch die symbolische Versöhnung, vertieft. In späterer Zeit gründeten die beiden den deutsch-französischen Fernsehsender ARTE und arbeiteten an einem enger verbundenen Europa. So wurde Europa zu einem der wichtigsten Themen in Kohls Politik.
Beispiel
Kohl legte jedoch nicht nur Wert auf gute Verbindungen zu Frankreich, sondern ebenso zu den USA. Mit dem us-amerikanischen Präsidenten Ronald Reagan gedachte er gefallenen Soldaten beider Seiten im Jahr 1984 und löste damit Kritik aus, da auf dem Soldatenfriedhof in Bitburg auch SS-Männer begraben sind.
Als es 1986 zur Reaktorkatastrophe im ukrainischen Tschernobyl kam, setzte in der BRD eine verstärkte Debatte um die Atomkraft ein. Die Anti-Atomkraft-Bewegung versuchte durch friedliche und weniger friedliche Unternehmungen, Atomkraftwerke und Endlager zu verhindern. Die Bundesregierung blieb jedoch bei der Nutzung von Atomkraft für die Energiegewinnung. Als Reaktion darauf wurde jedoch ein neues Ministerium gegründet: das Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit.
Im Jahr 1987 konnte Kohl erneut die Bundestagswahl gewinnen und seine Arbeit als Bundeskanzler fortsetzen. Im selben Jahr besuchte Erich Honecker als erster Staatschef der DDR die BRD. Am Ende seines Besuches lud er Helmut Kohl in die DDR ein. Dem Besuch waren Verhandlungen vorangegangen, die neue Bestimmungen zur Familienzusammenführung regelten und Kredite in Milliardenhöhe zur Stabilisierung der DDR sicherstellten. Der Besuch Honeckers war unter den Politikern umstritten. Zwar wurde er bereits 1981 von Helmut Schmidt zu einem Besuch eingeladen, jedoch nahm er die Einladung erst jetzt wahr.
Innenpolitisch war die Ära Kohls durch einige Skandale geprägt. Zum einen die bereits erwähnte Flick-Affäre und zum anderen die Barschel-Affäre. Der Ministerpräsident von Schleswig-Holstein Uwe Barschel hatte Björn Engholm, den Kandidaten der SPD, abhören lassen. In einer Pressekonferenz gab er eine Unschuldserklärung ab. Barschel wurde einige Wochen später, im Oktober 1987, tot in der Badewanne eines Genfer Hotels aufgefunden. Neben den Skandalen prägte die Debatte um die Aufrüstung und die Ausländer- und Asylpolitik das politische Leben und sorgte für einen Aufschwung der Friedensbewegung.
Merke
Die Veränderungen in Osteuropa und der Sowjetunion durch die Reformen Michail Gorbatschows und die Reaktion der DDR und BRD sorgten ab dem Ende der 1980er Jahre für das Ende der Teilung der beiden deutschen Staaten.
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