Abituraufgabe
Thema: Epochenjahr 1989 und der Zusammenbruch der DDR
Aufgabenstellung:
Stellen Sie die Entwicklung des Epochenjahres 1989 im internationalen Kontext dar und verdeutlichen sie den Zusammenhang von Entwicklungen innerhalb der DDR und der UdSSR.
Bearbeiten Sie dabei folgende Aufgaben:
- − Skizzieren Sie die innen- und außenpolitische Entwicklung des Jahres 1989 in der UdSSR, dem Ostblock und der DDR. Berücksichtigen sie dabei mindestens 2 Beispiele aus den Staaten des Ostblockes.
- − Stellen Sie die beiden Thesen Charles S. Maier und Claus Offes gegenüber und nehmen Sie Stellung zu diesen. Für Charles S. Maier beruhen die Ereignisse des Jahres 1989 und der Zusammenbruch der DDR auf rein innenpolitischen Faktoren. Für Claus Offe sind nur die außenpolitischen Entwicklungen im Zusammenhang der neuen Politik unter Gorbatschow ausschlaggebend, jedoch nicht die Bürgerrechtsbewegung, welche ein Symptom der Außenpolitik seien.
Mögliche Lösung:
1.
In beiden Sekundärtexten wird Bezug auf den Zusammenbruch der DDR genommen, auch wenn die Gründe grundlegend verschieden definiert werden. Nachdem die DDR am 7. Oktober 1949 auf dem Gebiet der sowjetischen Besatzungszone gegründet wurde, begann die Ostintegration der DDR in den Ostblock als Reaktion der Westintegration der BRD. Die Planwirtschaft wurde als Marktsystem eingeführt und der Antifaschismus, Antikapitalismus, Antiimperialismus und der Sozialismus in die Verfassung der DDR aufgenommen. Wichtig war für die DDR auch das Ministerium für Staatssicherheit und die daraus resultierende Stasi, die die DDR zu einem Überwachungsstaat machte. Im Laufe der DDR-Geschichte verstärkte sich die Arbeit der Stasi immer weiter, besonders nach dem Arbeiteraufstand von 1953. In den Jahren 1949-1961 kam es zur weitgehenden Ostintegration und zur Sowjetisierung der DDR. Während der Ära Ulbricht von 1961 bis 1971 war die Ostintegration abgeschlossen und es wurde ein einheitliches Schulsystem eingeführt und der Zentralismus weiter ausgebaut. Die wirtschaftliche Situation der DDR war zufriedenstellend und ein Wechsel in der Politik nicht beabsichtigt. Als Ulbricht, die von der UdSSR geforderte Entspannungspolitik im Zuge des Kalten Krieges nicht einhalten wollte, wurde er abgesetzt und Erich Honecker wurde neuer Generalsekretär der SED und DDR. Während der Ära Honecker, 1971-1985, wurde das System der Planwirtschaft modernisiert und die Jugend erhielt mehr Freiheiten. Weiterhin verbesserte sich die wirtschaftliche Lage und der Lebensstandard der DDR-Bevölkerung stieg an. Ebenfalls wurden erste deutsch-deutsche Beziehungen aufgenommen. Im Jahr 1971 schlossen die Alliierten das sogenannte Viermächteabkommen, sowie das Berlinabkommen ab, die die Vorgehensweise der Alliierten regelten, sowie den Sonderstatus Berlins. Des Weiteren wurde von der DDR und BRD 1972/3 der Grundlagenvertrag abgeschlossen, der die Basis für die deutsch-deutschen Beziehungen regelte, sowie das Transitabkommen, dass den Verkehr zwischen den beiden deutschen Staaten regelte. Im Jahr 1985 wurde Michael Gorbatschow neuer Generalsekretär der Kommunistischen Partei in der UdSSR und es begann ein neuer politischer Kurs, der die alten Vorgaben der Breschnew-Doktrin ablöste. Durch Perestroika und Glasnost setzte ein Wandel innerhalb der UdSSR ein, der sich rasch auf die Staaten des Ostblockes ausweitete. Mit dem Programm der Perestroika kam es zu einer Liberalisierung des Marktes in der UdSSR, da die Planwirtschaft um Elemente der freien Marktwirtschaft ergänzt wurde. Mit dieser Maßnahme sollten die wirtschaftlichen Probleme der UdSSR in den Griff bekommen werden. Durch Glasnost wurde eine Liberalisierung der Medien und des Universalanspruches der UdSSR angestoßen. Diese beiden Reformprogramme führten letztendlich zum Zusammenbruch und Auflösung der UdSSR. Durch den Wandel innerhalb der UdSSR kam es zu großen Veränderungen in Ostblock. In allen Ostblockstaaten verloren die Kommunisten im Jahr 1989 ihren absoluten Machtanspruch. Im Zuge dieser Revolutionen spielte Polen die Rolle eines Vorreiters. Bereits 1980 wurde dort die Gewerkschaft Solidarnosc gegründet, die sich zu einer starken Bürgerrechtbewegung entwickelte, obwohl sie seit 1982 verboten wurde. Die folgenden Aufstände wurden auch durch den polnischen Papst Johannes Paul II unterstütz. Im Jahr 1989 war die Macht der Kommunisten so sehr geschwächt, dass sie Gespräche mit der Bürgerrechtsbewegung führten und aus diesen ging letztendlich die erste freie Wahl in Polen hervor. Lech Walesa, der Anführer der Solidarnosc und Bürgerrechtsbewegung ging als erster Präsident Polens aus den Wahlen hervor. Ein weiteres Beispiel für die Veränderungen im Ostblock ist die „samtene Revolution“ in der Tschechoslowakei und ebenso die Umbrüche im Baltikum, wobei in diese die UdSSR mit militärischen Aktionen eingriff. Für den Zusammenbruch der DDR ist wichtig, dass im Zuge der Revolution in Ungarn die Grenzen zu Österreich und somit ein Tor in den Westen geöffnet wurden. Sämtliche Bürgerrechtsbewegungen, auch die seit den 80er Jahren in der DDR entstandenen, wurden durch die KSZE-Abschlussakte von Helsinki von 1975 gestärkt und ermöglicht, da im Zuge der Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa, die Grenzen der Ostblockstaaten anerkannt wurden, somit indirekt auch die der DDR und sich die UdSSR und die weiteren Ostblockstaaten zu den Menschenrechten bekannten. Dieses Bekennen führte dazu, dass eine Opposition und Bürgerrechtsbewegungen ermöglicht wurden. Die genannten außenpolitischen Faktoren stützen die inneren Faktoren in der DDR. Die Regierung der DDR unter Honecker weigerte sich auf den neuen Kurs Gorbatschows einzugehen und lehnte diesen ab. Es bildete sich im Laufe der 80er Jahren eine Nischengesellschaft in der DDR deutlicher heraus, die bereits nach der gewaltsamen Niederschlagung des Arbeiteraufstandes von 1953 und dem Mauerbau von 1963 entstanden war. Nur hier konnten regimekritische Aussagen getätigt werden, wobei selbst in diesem privaten und geschützten Raum jede kritische Äußerung an die Stasi gelangen konnte. Durch die erstarkende Bürgerrechtsbewegung und die Montagsdemonstrationen wurden Forderungen für mehr Bestimmungsrechte für das Volk gefordert. Diese Forderungen schlugen sich im Slogan „Wir sind das Volk“ wieder. Daneben wurden ein Systemwandel und eine lockerere Politik gefordert. Erst 1989 wurde die Wiedervereinigung in die Forderungen aufgenommen und der Slogan wandelte sich zu „Wir sind ein Volk“. Trotz der deutlichen Forderungen der Bürger und den Besetzungen der Botschaften in Warschau und Prag, sowie der Flucht vieler Bürger über die ungarische Grenze über Österreich nach Westdeutschland, behielt die DDR-Regierung ihren starren Kurs bei. An den Feierlichkeiten zum 40. Geburtstag der DDR nahm Gorbatschow teil und verdeutlichte, dass die UdSSR nicht in die Angelegenheiten der DDR eingreifen würde und bekräftige seinen Reformkurs und ermahnte die DDR-Regierung sich nicht weiter gegen diesen zu stellen. Am 18. Oktober 1989 wurde Honecker abgesetzt und Egon Krenz wurde neuer Generalsekretär, aber der auch er wollte den Kurs Honeckers beibehalten. Immer größere Demonstrationen und Kundgebungen ließen den Druck auf die SED schließlich so groß werden, dass sie einlenken musste. Am Abend des 9. November 1989 wurde auf einer Konferenz bekannt gegeben, dass die DDR-Bürger ab sofort Reisefreiheit hätten und ohne eine Genehmigung die DDR verlassen dürften. Bereits kurz nach der Bekanntgabe versammelten sich Massen von Menschen vor der Berliner Mauer an den Grenzübergängen zu Westberlin. Da die Wachposten dort allerding noch keine Anweisungen zur Öffnung der Grenze erhielten hatten, wurde sie nicht geöffnet und jeder wurde einzeln nach der Passkontrolle durchgelassen. Die Wachposten an der Bornheimerstraße entschieden sich eigenmächtig die Schranke zu öffnen und die Menschen ungehindert über die Grenze zu lassen. Damit war die Mauer gefallen und die Grenze offen. Jedoch wurde sie bereits am 10.11 wieder geschlossen, jedoch war das Ende der DDR nicht mehr aufzuhalten und es fingen Verhandlungen zwischen der DDR und BRD über eine Wiedervereinigung an. Diese endeten am 3.10.1990 mit der Wiedervereinigung beider deutschen Staaten, durch den Einigungsvertrag und der Zustimmung der Alliierten durch den Zwei-Plus-Vier-Vertrag. Insgesamt waren die genannten außenpolitischen Faktoren (Ende der UdSSR und die Revolutionen im Ostblock), sowie die innenpolitischen Faktoren für den Zusammenbruch der DDR verantwortlich.
2.
Die zentralen Aussagen beide Autoren weisen eine Unvollständigkeit auf, da weder alleine die Bürgerrechtsbewegung und die Mobilisierung der Massen in der DDR zum Ende und Zusammenbruch geführt haben, noch alleine die außenpolitischen Faktoren bzw. Gründe oder die verschlechterte Wirtschaftslage und Massenabwanderung. Der Zusammenbruch der DDR basiert auf einem Wechselspiel von außenpolitischen und innenpolitisch-gesellschaftlichen Faktoren. Ohne die KSZE-Abschlussakte, die ein außenpolitischer Faktor ist, hätten die Bürgerrechtsbewegungen im Ostblock und der DDR keine Grundlage für ihre Forderungen gehabt. Ebenfalls ausschlaggebend war die neue Politik Gorbatschows, die den Bürgerrechtsbewegungen neuen Wind gab und als Katalysator für die Geschehnisse 1989 in ganz Europa dienten. Im Falle der DDR kommt noch der Faktor der BRD hinzu, die durch Brandts „Wandel zur Annäherung“, sowie dem Drängen Kohls auf eine Wiedervereinigung eine Rolle spielte. Auch die wirtschaftliche Situation der DDR aufgrund der misslungenen Planwirtschaft und der Abwanderung ist nur ein Faktor des Zusammenbruchs, da in der DDR auch eine Modifikation der Planwirtschaft machbar gewesen wäre. Ebenfalls ist die Überbetonung der Bürgerrechtsbewegung in der DDR und der Vergleich mit der 1848er Revolution nicht ganz richtig, da die 1848er Revolution scheiterte und von den deutschen Fürsten gewaltsam niedergeschlagen wurde und damit 1848 keine Revolution im Sinne einer Auflehnung gegen das herrschende System im Vordergrund stand, sondern ein Kampf zwischen den verschiedenen Parteien stattfand. Insgesamt müssen bei dem Zusammenbruch der DDR sowohl die außenpolitisch als auch die innenpolitischen Gegebenheiten und Faktoren berücksichtigt werden, da ansonsten eine vollständige Übersicht über die Ereignisse nicht möglich ist und nur ein einseitiges Bild entsteht. Somit ist eine Synthese aus beiden Texten und Hauptthesen eine Begründung für den Zusammenbruch der DDR, jedoch nicht beide Thesen für sich.
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