Kolonialismus und Imperialismus
Das "Kolonialfieber"
Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts war das Interesse europäischer Mächte an Kolonien vergleichsweise gering. Einige Mächte unterhielten zwar Kolonien, der Grund dafür war meistens zufällig und im Handel zu finden. So wurden viele Kolonien etwa gegründet, um einen wichtigen Handelsstützpunkt zu schützen. Ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erfuhr der Kolonialismus dann einen Aufschwung: Das "Kolonialfieber", dem die europäischen Mächte verfielen, wurde unter anderem angetrieben durch die Reiseberichte berühmter Forscher, die vor allem in Afrika geforscht und ihre Ergebnisse und Erfahrungen veröffentlicht hatten.
Wettlauf um Kolonien
Ab ca. 1880 begann dann ein regelrechter Wettlauf um Kolonien. England besetzte Ägypten und sicherte sich dadurch den neu gebauten Suezkanal. Dieser war für England besonders wichtig, da er einen Seeweg nach Indien (das englische Kolonie war) bedeutete, ohne den ganzen afrikanischen Kontinent umfahren zu müssen. Andere europäische Mächte versuchten daraufhin, durch Kolonien ihren Einfluss und ihr Ansehen als Nation zu erhalten oder zu vergrößern. Dieser moderne Imperialismus war nicht der direkte Nachfolger des Kolonialismus vor der Mitte des 19. Jahrhunderts. Dieser wurde vor allem aus Prestigegründen betrieben, während der frühere Kolonialismus vorwiegend wirtschaftliche Gründe hatte.
Methode
Sprechen Geschichtsforscher heutzutage vom Imperialismus, dann meinen sie den Zeitraum zwischen 1880 und 1914.
Bei dem Wettlauf um die Aufteilung der Gebiete, die noch "weiße Flecken" auf der Landkarte waren, wollte jede Nation die schnellste sein und ihr Ansehen dadurch steigern. Gelang dies nicht, wurde das als schwere Niederlage und als Demütigung empfunden. Einen solchen übersteigerten Nationalismus bezeichnet man auch als Chauvinismus. Darüber hinaus entwickelte sich in den europäischen Gesellschaften das Bewusstsein heraus, die "weiße Rasse" sei dazu berufen, über die anderen zu herrschen. Man übertrug die Lehre Darwins, welche sich auf die Tier- und Pflanzenwelt bezogen hatte, auf menschliche Gesellschaften. Diese Übertragung nennt man Sozialdarwinismus.
Hinweis
Die "weißen Flecken" auf den Landkarten der Europäer bedeuteten nicht, dass das Land in diesem Gebiet tatsächlich unbesiedelt war. Die dort lebenden Menschen waren den Mächten nur nicht bekannt und ihre Bräuche und Normen wurden von den Europäern, die von ihrem eigenen Hintergrund ausgingen, nicht als Kultur gesehen. "Kultiviert" hieß, den Standards europäischer Gesellschaften entsprechend.
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