Innenpolitik

Der "Kulturkampf"

Reichskanzler Otto von Bismarck sah eine seiner Hauptaufgaben darin, das neu gegründete Reich innerlich zusammen zu halten. Dabei sah er die aufkommende Arbeiterbewegung, die Sozialdemokratie und den Katholizismus als Bedrohung für das preußisch-protestantische Kaiserreich an. Die zahlreichen Maßnahmen gegen den Katholizismus – zu denen unter anderem die staatliche Schulaufsicht, der "Kanzelparagraph“ und die Einführung der Zivilehe gehörten - bewirkten allerdings einen umso stärkeren Zusammenhalt unter den Katholiken im Reich. Bismarck war in diesem "Kulturkampf“ letztendlich der Verlierer. 1880 wurde der "Kulturkampf“ offiziell eingestellt. Allerdings blieben einige Bestimmungen bestehen. So gibt es die „Zivilehe“ noch heute und der "Kanzelparagraph“ wurde erst 1953 wieder aufgehoben.

Das "Sozialistengesetz" und die Sozialgesetzgebung

Auch das „Sozialistengesetz“, mit dem Bismarck gegen die Sozialdemokratie vorgehen wollte, war auf lange Sicht nicht erfolgreich. Denn obwohl die die Sozialdemokraten polizeilich verfolgt und unterdrückt wurden, gewann die SPD immer mehr Anhänger. Schließlich wurde versucht, mit einer neuen Sozialgesetzgebung die Arbeiterbewegung zu beschwichtigen. Es wurden eine gesetzliche Krankenversicherung (1883), eine Unfallversicherung (1884) und eine Alters- und Invaliditätsversicherung (1889) eingeführt. Damit war das Deutsche Reich ein Vorreiter auf diesem Gebiet und galt weltweit als Vorbild für die soziale Absicherung.

Die deutsche Sozialversicherung

Nach der Entlassung Bismarcks 1890 wurde im gesamten Reich die Kinderarbeit verboten und die Arbeitszeit für Jugendliche unter 16 Jahren begrenzt.