Die Arbeiterbewegung
Die Neuformierung
Nachdem sich erste Vorläufer der Arbeiterbewegung bereits während der Revolution 1848 gebildet hatten, formierten sich diese ab dem Jahre 1863 neu.
Parteien und Organisationen
1863 gründete Ferdinand Lassalle den Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein (ADAV). Sein wichtigstes Ziel war es, das allgemeine und gleiche Wahlrecht für Männer einzuführen. Wäre dieses Ziel erreicht, wollte er das eherne Lohngesetz brechen. Dieses orientierte sich stets am Existenzminimum.
1869 gründeten Wilhelm Liebknecht und August Bebel mit der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP) eine weitere Arbeiterorganisation. Ziel war auch bei dieser Organisation die rechtliche Gleichstellung der Arbeiter beim Wahlrecht. Aber auch wollten sie Gesetze, die die Arbeiter bei Krankheit, Unfällen und im Alter schützen sollten. Um diese Ziele zu erreichen, wollte die Partei an den Reichstagswahlen teilnehmen, um dann im Reichstag mithilfe der Mehrheit Gesetze durchzusetzen.
Im Jahr 1875 schlossen sich der ADAV und die SDAP zur Sozialistischen Arbeiterpartei (SAP) zusammen. Die SAP hatte zu diesem Zeitpunkt rund 24 000 Mitglieder. In ihrem Gothaer Programm fordert die Partei unter anderem "sozialistische Produktivgenossenschaften", die von den Arbeitern kontrolliert werden sollten. Ein weiteres, konkretes, Ziel war die Durchsetzung des gleichen Wahlrechts. Im Jahr 1890 nannte sich die Partei in "Sozialdemokratische Partei Deutschlands" (SPD) um. Die Partei gewann immer mehr an Einfluss. 1912 wurde sie die stärkste Kraft im Reichstag und zählte knapp 1 Mio Mitglieder.
Gewerkschaften
Bessere Arbeitsbedingungen, gerechte Entlohnung und Schutz bei Unfällen und Krankheit forderten auch die Gewerkschaften, die ab 1868 entstanden. Es gab Freie Gewerkschaften, christliche Gewerkschaften und liberale Gewerkschaften, wobei die ersteren bei weitem den größten Einfluss ausübten. Kurz vor dem Ersten Weltkrieg zählten die Gewerkschaften rund 2,5 Mio Mitglieder. Um ihre Ziele zu erreichen, setzten sie hauptsächlich das Mittel des Streiks ein.
Das Sozialistengesetz
Bismarcks Sozialistengesetz (1878- 1890) verbot die Parteiorganisationen, Gewerkschaften und deren Zeitungen und Zeitschriften. Parteimitglieder und Parteianhänger waren einer polizeilichen Verfolgung ausgesetzt und einige wurden sogar ausgebürgert. Während dieser Zeit konnte die SAP aber trotz dieser Eingriffe zu Reichstagswahlen antreten.
Die Spaltung der SPD
Die SPD und die Freien Gewerkschaften standen sich politisch und personell nahe. Dabei gab es allerdings eine innere Zersplitterung zwischen dem pragmatischen Teil der SPD, denen auch die Gewerkschaften nahe standen, und dem revolutionären Teil. Der pragmatische Flügel trat dabei für politische und soziale Reformen ein, während der marxistische Flügel revolutionär eingestellt war. Diese innere Uneinigkeit führte schließlich gegen Ende des Kaiserreiches zur Spaltung der Partei in die SPD und die Spartakusgruppe um Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg.
Hinweis
Auch vor der Veröffentlichung des Kommunistischen Manifests und der Organisierung in Parteien und Gewerkschaften gab es Streiks und Aufstände. Zum Beispiel gingen beim Weberaufstand in Schlesien 1844 rund 3000 Weber auf die Straße, um gegen Entlassungen und Lohnkürzungen zu demonstrieren. Aufstände dieser Art waren spontan und nicht organisiert. Sie richteten sich normalerweise nicht gegen das System als ganzes, sondern gegen einen konkreten Unternehmer. Die Arbeiterbewegung entstand, als die Arbeiter allmählich merkten, dass sie über einzelne Fabriken und Regionen hinaus ähnliche Interessen hatten.
Weitere interessante Inhalte zum Thema
-
Die Ausrufung der Republik
Vielleicht ist für Sie auch das Thema Die Ausrufung der Republik (Der Anfang der Weimarer Republik) aus unserem Online-Kurs Die Weimarer Republik interessant.
-
Polen
Vielleicht ist für Sie auch das Thema Polen (Aufbruch in der Sowjetunion) aus unserem Online-Kurs Weltpolitische Wende und die Wiedervereinigung Deutschlands interessant.