Innenpolitik ab 1914
Rede zum "Burgfrieden"
In der Rede zum sogenannten „Burgfrieden“ sagte Kaiser Wilhelm II „Ich kenne keine Parteien mehr, ich kenne nur noch Deutsche“. Vor allem die Sozialdemokraten und Juden hofften daraufhin auf eine gesellschaftliche Akzeptanz, die allerdings ausblieb.
Die OHL gewinnt an Macht
Nach Kriegsbeginn änderte sich die Innenpolitik grundlegend. Kaiser Wilhelm nahm die Rolle eines „Schattenkaisers“ ein und zog sich zurück. Dafür drängte die Oberste Heeresleitung (OHL) immer weiter in die Politik. Die Militäroffiziere waren für die innere Sicherheit und für die Zensur verantwortlich. Der Reichstag gab eigenständig seine Rechte auf, indem er ein „Ermächtigungsgesetz“ verabschiedete. Die Handlungsmöglichkeiten der Parteien waren dadurch extrem eingeschränkt, weshalb Gruppierungen und Vereine wie zum Beispiel der Deutsche Flottenverein zunehmend in politische Angelegenheiten eingreifen konnten.
Mit der Übernahme der OHL durch Paul von Hindenburg und Erich Ludendorff nahm der Einfluss des Militärs auf die Innen- und Wirtschaftspolitik noch einmal zu. Das Militär erließ zahlreiche Anordnungen für die Rüstungsproduktion, konnte aber weder den wachsenden Schleichhandel noch die Seeblockade auflösen.
Annexionen oder Verständigungsfrieden?
Die Regierung hat es vermieden, öffentlich Kriegsziele festzumachen. Die politische Rechte ging aber davon aus, dass im Falle eines Sieges Annexionen östlich und westlich des Reichsgebietes stattfinden würden. Die politische Linke wünschte sich dagegen einen Verständigungsfrieden ohne Annexionen. Als die Zweifel an einem Sieg immer größer wurden, richtete man im Reichstag einen ständigen Hauptausschuss ein, der Über Kriegsziele beraten sollte. Nach der Februarrevolution in Russland und dem Sturz des russischen Zaren verstärkten sich die innerparteilichen Spannungen in der SPD. Dies führte letztlich dazu, dass sich im April 1917 der linke Flügel abspaltete und sich zur USPD formierte. Große Teile der Bevölkerung forderten eine Reform des Wahlrechts, weshalb es in Berlin und Leipzig zu Massenstreiks kam. Während dieser Streiks wurde nicht nur die Reform des Wahlrechts gefordert, sondern auch ein Verständigungsfrieden ohne Annexionen.
Die Mehrheitsparteien des Reichstags bildeten einen Ausschuss, um eine Friedensresolution auszuarbeiten. Die Gegner einer solchen Friedensresolution gründeten daraufhin die Deutsche Vaterlandspartei, die einen Frieden durch Sieg mit inbegriffenen Annexionen propagierte.
Die von der USPD organisierten Proteste im Januar 1918 fanden viel Zulauf, auch wegen der schlechten Ernährungslage der Bevölkerung. Der Spartakusbund, der politisch noch weiter links angesiedelt war, betrieb währenddessen Propaganda, was in der Bevölkerung aber die Angst vor Bolschewismus und vor einer Revolution schürte.
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